Ohne Energie- und Mobilitätswende kein Paris 2050

Ergebnisse der Studie „Mobiles Baden-Württemberg“

Klaus Amler bei der Vorstellung der Studie „Mobiles Baden-Württemberg“ auf der KMV des Grünen Kreisverbandes.

„Wie muss Mobilität der Zukunft aussehen?“, war das Thema bei der Kreismitgliederversammlung der Grünen Kurpfalz-Hardt am Mittwoch, den 23. Oktober 2019 im Restaurant Rondeau in Hockenheim. Klaus Amler, Projektleiter bei Ökonsult, stellte die Ergebnisse der Studie „Mobiles Baden-Württemberg vor. Über eineinhalb Stunden folgten über 30 Interessierte gespannt seinen Ausführungen zu drei Lösungsszenarien für das Thema Mobilitätswende. Übergreifende Thematik war, wie das Pariser Abkommen zur Begrenzung der menschengemachten globalen Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius begrenzt werden kann.

Gemeinsame EU-Beschlüsse und die einstimmige Ratifizierung in Deutschland 2016 werden zu hohen Strafzahlungen führen, wenn die vorgegebenen Ziele nicht erreicht werden.

Amler machte klar, dass die größte klimapolitische Herausforderung im Bereich Verkehr zu suchen ist, denn in diesem Sektor sind im Vergleich zum Referenzjahr 1990 noch keine Einsparungen erfolgt. Ohne wesentliche Änderungen beim Verkehr werde schon in neun Jahren das Emissionsbudget, dass bis 2050 zur Verfügung steht, aufgebraucht sein.

Vor diesem Hintergrund entstand die Studie der Baden-Württemberg Stiftung, die drei Szenarien zu einer nachhaltigen Mobilität entwickelte. 19 Vertreterinnen und Vertreter aus der Mobilitätswirtschaft, Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden und unter Beteiligung eines wissenschaftlichen Beirats beleuchteten das Thema Mobilität in vielen verschiedenen Facetten. Alle drei Szenarien gehen vom Erreichen der Klimaziele aus und betrachten nur den Verkehr bei gleichbleibenden anderen Umwelteinflüssen.

Beim ersten Szenario wurde von einem hohen Individualverkehr mit autonom fahrenden E-Autos und einem weiter ansteigenden Güter- und Luftverkehr ausgegangen. Bei dieser Variante werden die Treibhausgasemissionen zwar etwas reduziert, aber die für das Pariser Abkommen erforderlichen Werte bei weitem nicht erreicht.

Das zweite Szenario geht davon aus, dass Anteile des öffentlichen Verkehrs, Car-Sharing und der Radverkehr steigen. Zusätzlich sind neue Formen der Nahversorgung auf dem Land angedacht und die Zunahme bei Güter- und Luftverkehr verlangsamen sich. Unter diesen Voraussetzungen wird die Treibhausgasemission ebenfalls nicht ausreichend reduziert. Allerdings gibt es mehr positive Effekte durch weniger PKWs wie beispielsweise geringere Lärmemissionen, weniger Flächeninanspruchnahme und höhere Aufenthaltsqualität in den Städten und Gemeinden.

Beim dritten Szenario spielt der private PKW-Besitz so gut wie keine Rolle mehr. Die Mobilität wird durch ein öffentliches Verkehrssystem auf Abruf bereitgestellt. Nur unter dieser radikal veränderten Mobilitätskultur kommt man den Zielen zur Reduktion der Treibhausgase sowie der Verbesserung weiterer Nachhaltigkeitsindikatoren wie einer verringerten Emission von Luftschadstoffen und Lärm bei weitem am nächsten.

Amler wies daraufhin, dass sich auch die Automobilkonzerne schon längst mit dem Thema „Ride-Sharing und Autonomes Fahren“ beschäftigen, wie die Beispiele Cedric von VW oder Urbanetics von Daimler zeigen.

Dazu stellte Amler die Elektromobilität als Schlüsseltechnologie für die kohlenstofffreie Mobilität dar. Bei der Erzeugung von Wasserstoff, Power-to-Gas oder Power-to-Liquid für den Individualverkehr sei der Energieverlust von der Erzeugung bis zum Elektromotor viel zu hoch (bis zu 70 %). Diese Menge an Energie könne nicht in Deutschland erzeugt werden. Die chemischen Energieträger müssten zukünftig für Schwerlastentransporte, Schiffe und Flugzeuge reserviert werden.

Anschließend ging Amler noch auf die Beschäftigungseffekte in der Automobilindustrie ein. Ohne Zweifel müssten sich die Autokonzerne auf die veränderte Nachfrage einstellen. Die Exporte von Autos mit Verbrennungsmotor werden rückläufig sein, da viele europäische Länder und China eine Elektroauto-Quote eingeführt haben oder den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab einem bestimmten Datum ganz verbieten.

Die weltweit produzierenden Autokonzerne und ihre Zulieferer sind gezwungen, darauf zu reagieren und ihre Entwicklungen anzupassen, wenn sie als Firmen überleben möchten. Solche Anpassungsprozesse mussten viele Firmen in der Vergangenheit bewältigen, wenn man an die digitale Revolution in vielen Branchen denke, von der Nähmaschine bis zum Smartphone.

Zuletzt kam die Frage auf, wie vor Ort die CO2-Reduzierung um 40 % bis 2030 erreicht werden kann. Nach Berechnungen des Verkehrsministeriums in Baden-Württemberg muss jedes dritte Auto klimaneutral fahren und auch jede dritte Tonne klimaneutral transportiert werden. Jeder zweite Weg zu Fuß muss mit dem Roller oder dem Fahrrad bewältigt werden.

Außerdem muss das Angebot des öffentlichen Verkehrs verdoppelt werden. Kreisvorstand Norbert Knopf wies daraufhin, dass die Linienbündelausschreibung im ÖPNV anstehe und bereits jetzt diese Entscheidung zu treffen ist, weil die Verträge 10 Jahre laufen. Wenn dieses Ziel erreicht wird, dann wird es auch ein Drittel weniger Autos in den Städten geben.

Mit diesem positiven Ausblick und der Aufforderung vor Ort für die Energie– und Mobilitätswende tätig zu werden, endete Klaus Amlers Vortrag.

Kreisvorstand Norbert Knopf bedankte sich ganz herzlich bei Klaus Amler für seinen eindrücklichen Vortrag und bei den Teilnehmern für die konzentrierte Atmosphäre.


 

Hier findest Du ein interessantes Interview mit Klaus Amler zum Thema

Weitere Informationen zur Studie und den Szenarien findest Du hier.

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