Barrierefreiheit: Perspekivenwechsel durch Selbsterfahrung

Barrierefreiheits-Tour von Hockenheim nach Schwetzingen

Am Samstag, den 20. Juli 2019 luden die Abgeordneten Danyal Bayaz und Manfred Kern sowie das Vorstandsmitglied des Grünen Kreisverbandes Kurpfalz-Hardt Steffen Bühle zur Barrierefreiheits-Tour ein.

Ankunft am Schwetzinger Schlossplatz. Von links: Kathrin Vobis-Mink, Danyal Bayaz und Steffen Bühle.

Ziel der Tour war es, die Teilnehmer zu einem Perspektivenwechsel zu animieren und ihre vertraute Umwelt durch eigene Erfahrung aus einer neuen Perspektive zu entdecken. Hierzu hatte Steffen Bühle Rollstühle zur Verfügung gestellt.

Startpunkt der Tour war der Platz vor der Stadthalle in Hockenheim. Dort gab es zunächst eine kleine Einführung durch Danyal Bayaz und Steffen Bühle zum Ablauf der Tour und zum sicheren Umgang mit den Hilfsmitteln. Von der Stadthalle aus führte uns die Entdeckungsreise im Rollstuhl zum Hockenheimer Bahnhof. Auf der ca. eineinhalb Kilometer langen Strecke bekamen die Teilnehmer einen Einblick darin, wie es sich anfühlt, sich im Rollstuhl durch die Stadt zu bewegen. Dabei bemerkten die Teilnehmer nach kurzer Zeit, dass es alles andere als leicht ist, die geplante Strecke zurückzulegen. Normale und selbstverständliche Dinge entwickelten sich plötzlich zu einer echten Herausforderung, wie z.B. das Überqueren eines Bürgersteiges, die Bewegung auf Kopfsteinpflaster sowie die Überwindung von Steigungen. Diese haben die motivierten Teilnehmer jedoch mit Bravour gemeistert.

Am Hockenheimer Bahnhof angekommen, erwartete die Gruppe die nächste Herausforderung. Sie standen plötzlich vor der Frage, ob acht Rollstuhlfahrer gleichzeitig mit dem Regionalzug der Bahn reisen können. Der zur Verfügung stehende Platz reichte gerade für diese acht Rollstuhlfahrer aus. Durch die freundliche Unterstützung des Lockführers lief die Mitfahrt aber reibungslos.

Am Bahnhof Schwetzingen angekommen erwartete uns Christoph Rotfuß, Bahnmitarbeiter, zuständig für die strecke zwischen Schwetzingen und Hockenheim, um uns interessante Informationen über die zurückgelegte Strecke zu geben und um die Fragen der Teilnehmer zu beantworten. Hierbei fand ein lebhafter und offener Austausch statt, bei dem nicht etwa Kritik, sondern die verschiedenen Wahrnehmungen der einzelnen Teilnehmer im Fokus standen.

Beim abschließenden Dialog betonten Danyal Bayaz und Steffen Bühle, dass man das Thema Barrierefreiheit zukünftig neu denken muss. Die Botschaft lautet: Mehr Empathie statt eines erhobenen Zeigefingers.

Anschließend ging der kommunale Behindertenbeauftragte Patrick Alberti noch deutlich auf die Unterschiede der einzelnen Behinderungsbilder und deren speziellen Bedürfnisse ein. Dabei machte er deutlich, dass es sehr schwierig ist, die unterschiedlichen Bedürfnisse in der Praxis zusammenzubringen.

Viele Teilnehmer würdigten die Tour und deren Organisation durch Steffen Bühle als viel zu seltene Gelegenheit für Nichtbehinderte, die Lebenswelt behinderter Mitmenschen auf so authentische Weise kennenzulernen.

Nach ca. zweieinhalb Stunden ging die Tour im Büro der Grünen in Schwetzingen bei einem gemütlichen Zusammensein und dem anschließenden Sommerfest zu Ende.

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